Zwischen Könitz, Vogelschutz, Unterwellenborn und Kamsdorf soll eine großflächige Photovoltaik-Anlage entstehen. Die Idee dazu stammt vermutlich aus dem Stahlwerk. Um so eine Idee auch in der Öffentlichkeit gut verkaufen zu können, macht man aus der Photovoltaik-Anlage eine sogenannte „Agri-PV-Anlage“. Man will also 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen. Doch so einfach ist die Sache nicht. Sehen wir uns zunächst einmal die Vor- und Nachteile an. Die Vorteile kann man auf zahlreichen Internetseiten nachlesen, zum Beispiel hier und hier oder hier.

Zusammengefasst sieht es so aus:

  • Kombination von Photovoltaik und Landwirtschaft, effiziente Doppelnutzung
  • Geringerer Wasserverbrauch, weil durch die Platten Windlast und Sonneneinstrahlung weniger intensiv sind
  • Schutz vor extremen Wetterereignissen, z. B. Hagel
  • Höhere Erträge

Allen Vorteilsbeschreibungen gemeinsam ist, dass die Argumente sehr allgemein gehalten sind und zusätzlich auch noch durch die „rosarote Brille“ betrachtet werden.

Jetzt zu den Nachteilen:
Sicherlich hat man eine Doppelnutzung, aber garantiert nicht den doppelten Nutzen. Die Energie der Sonne ist jedenfalls nur einmal vorhanden. Entweder wandelt man diese in Pflanzenwachstum oder in elektrische Energie um. Bei einer Agri-PV-Anlage macht man die Hälfte zu Strom, die andere Hälfte zu Pflanzenwachstum. Der Stromertrag ist also nur halb so hoch wie bei einer reinen PV-Anlage und der Pflanzenertrag unter den Platten ist ebenfalls um einiges niedriger im Vergleich zu herkömmlicher Landwirtschaft.
Fest steht, dass man unter den aufgeständerten PV-Platten keine moderne Landwirtschaft betreiben kann. Man kann sicherlich irgendeine Landwirtschaft betreiben, aber diese ist sehr viel aufwendiger und im Ergebnis um vieles schlechter und ineffizienter. Es wird eine „Klein-Klein-Landwirtschaft“ mit sehr viel Handarbeitsaufwand und wenig Technik. Und dann stehen noch überall diese Säulen im Weg rum. 

Ich selbst halte die heutigen Errungenschaften der Landwirtschaft für einen großen zivilisatorischen Fortschritt, und wer die harte Arbeit in der Landwirtschaft, vor allem von früher her kennt, der wird die heutigen landwirtschaftlichen Technologien zu schätzen wissen.

Warum ich gegen solche Anlagen bin, hat noch folgende Gründe.
In Deutschland werden momentan etwa 500 TWh Strom verbraucht. Die Solaranlagen und die Windräder erzeugen rund 50 % davon. Wenn man den gesamten Strom mit Wind und Sonne erzeugen wollte, dann müsste man die Anlagenanzahl nur verdoppeln und alles wäre in Butter. Doch leider ist es nicht so einfach. Wind und Sonne liefern nur zu ¼ der Jahreszeit ihre Energie. Sie müssten also in dieser Zeit die gesamten 500 TWh erzeugen. Nach „grünen Gedanken“ wandeln wir die überschüssigen 375 TWh in Wasserstoff um, den wir bei Bedarf wieder in elektrischen Strom rückverwandeln. Bei dieser Prozedur bleiben jedoch von den 375 TWh nur 25 %, also ca. 94 TWh, übrig. Damit 375 TWh übrig bleiben müssen wir diese vervierfachen. Dies sind dann 1.500 TWh. Demzufolge müssten wir die heutigen Anlagenanzahl mindestens versechsfachen, um den Strom zu erzeugen. Wenn andere Bereiche der Gesellschaft, wie zum Beispiel Verkehr, Wärme oder Landwirtschaft, auf elektrische Energie umgestellt werden, dann steigt der Strombedarf garantiert auf 1.000 TWh an, eher noch höher, wenn die technologische und gesellschaftliche Entwicklung voranschreitet. Am Ende solcher Überlegungen kommt man zu der Erkenntnis, dass man Deutschland flächendeckend mit Windrädern und PV-Anlagen zustellen muss. Und dies kann kein Mensch wollen.
Deshalb sind solche Anlagen, wie sie zwischen Könitz und Unterwellenborn entstehen sollen, absolut falsch und sinnlos. Ich bin mir relativ sicher, in der Führungsetage vom Stahlwerk weiß man, dass dies eigentlich Nonsens ist. Besser wäre es, einen Direktliefervertrag mit französischen oder tschechischen Atommeilern zu machen, oder man kauft die beiden Pumpspeicherwerke in Hohenwarte, die machen in etwa so viel Strom, wie das Stahlwerk braucht. Und parallel dazu sollte man als Mitglied von allerlei Verbänden Lobbyarbeit zugunsten einer besseren Energiepolitik leisten.

Ein weiterer Aspekt ist die finanzielle Situation. Vor reichlich 21 Jahren sagte der damalige Umweltminister Jürgen Trittin, dass die Energiewende maximal 1 Kugel Eis pro Haushalt und Monat kosten würde. Bisher soll die Energiewende 500 Mrd. € gekostet haben. Rechnen wir einmal nach.
500 Mrd. € geteilt durch 40 Mio. Haushalte in Deutschland, geteilt durch 21 Jahre, geteilt durch 12 Monate sind rund 25 Kugeln Eis, wenn man 2,- €/Eiskugel ansetzt. Und es werden immer mehr Kugeln.
Mann kann das hin- und her Rechnen wie man will, ob auf 10 Kommastellen genau oder nur wie hier als Überschlagsrechnung. In der Praxis kommen dann noch viele Detailprobleme hinzu. Wind und Sonne haben nicht das Potential, unseren Energiebedarf zu decken. Es sei denn, man will wieder so wie vor 200 Jahren leben.

Es gibt nur eine Energiequelle, die unseren heutigen und künftigen Energiebedarf klimaneutral befriedigen kann. Und das ist die Kernenergie in Form von Kernspaltung und später auch die Kernfusion. Das Hauptargument gegen die Kernkraft, die fehlenden Endlager für hochradioaktiven Abfall, löst sich heutzutage nach und nach in Luft auf, weil die nukleare Asche immer wiederverwendet werden kann, bis fast nichts mehr übrigbleibt und diese Asche nur noch schwach strahlt.

Ein weiterer Aspekt ist die Landwirtschaft selbst. Nach meinem Verständnis erweisen diese sogenannten „Energie-Bauern“ der Landwirtschaft einen Bärendienst. Während sich sonst die Landwirtschaftsvertreter gegen jedes Infrastrukturprojekt, jede Naturausgleichsmaßnahme, gegen jeden Baum am Feldrand oder irgendeine andere Art von Bebauung vehement wehren, weil landwirtschaftliche Fläche verloren geht, betreiben sie mit der Installation von Freiflächen-PV-Anlagen genau dieses Geschäft. Außerdem zählt dieses Feld zu den besseren Böden in unserer Region.

Ein weiteres Kapitel ist die sogenannte „Teller-Tank-Diskussion“. In dieser Debatte, die wesentlich von „Ethikern“ geführt wird, verlangt man von der Landwirtschaft, dass sie keine Energiepflanzen anbaut, weil dadurch Fläche für die Nahrungsmittelerzeugung wegfällt. Aber bei der Verschandelung unserer Landschaft mit Solarplatten ist es auf einmal in Ordnung, wenn landwirtschaftliche Flächen in Größenordnungen wegfallen.

Nun noch ein paar Details zu der hiesigen Anlage.
Die Anlage, welche zwischen Könitz und Unterwellenborn entstehen soll, hat eine Größenordnung von knapp 90 ha umzäunter Fläche, davon sind rund 40 ha Solarfläche.
40 ha multipliziert mit dem PV-Stromertrag von 400.000 – 500.000 kWh/ha für Freiflächen-PV, davon 50 %, weil ja Agri-PV, ergibt eine Jahresproduktion von maximal 10 Mio. kWh. Das Stahlwerk in Unterwellenborn benötigt nach eigener Aussage 480 GWh. Teilt man 10 durch 480, so erhält man 0,02083 als Ergebnis. Die Anlage liefert also gerade einmal rund 2 % vom Strombedarf des Stahlwerkes. Mit diesem Anteil wird der Stahl in Unterwellenborn weder grün noch sonst was. Er bleibt das, was er ist, nämlich ganz normaler Stahl. Ich finde, das Stahlwerk hat besseres verdient, als sich mit solchen lächerlichen Ideen ein „grünes Mäntelchen“ umzuhängen.
Hinzu kommt noch, dass man unter den Platten auch Hühner und Rinder halten will. In Bucha ist erst vor kurzer Zeit ein größerer Hühnerstall mit viel öffentlichem „Tam-Tam“ abgelehnt worden. Ich finde, mit zweierlei Maß sollte man nicht messen.

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